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GEDICHTE

Damit das Mögliche entsteht, muß immer wieder
das Unmögliche versucht werden.

Hermann Hesse

 

 Für Mama

Du nimmst den Löffel
in die Hand
und führst ihn mir
zum Mund.

Du sagst mir sanft,
„du isst so fein.“

Ich kau und schluck
so gut ich kann
und schau dich
wortlos an.

Der schluckreiz
lässt ein tränchen frei,
es spricht für dich -
vom dankbar sein.

(Autor: Eine liebende Mutter)

 

Gerhard Schöne - Sascha lernt laufen

Sascha lernt laufen. Sascha ist zehn.
Vor sechs Jahren kam er hierher ins Heim.
Er kann schon selber im Gitterbett,
wenn er sich anstrengt und festhält, aufstehen.
Noch vor zwei Jahren wurde er gefüttert.
Jetzt isst er selbstständig seine Spaghetti mit Tomatensoße.

Sascha übt täglich mit Schwester Grit.
An ihren Händen kann er sich festhalten.
Nach vier, fünf Wochen nur eine Hand
und für die andere Hand nur ein Riemchen.
Zwölf Wochen üben, dann klappt es schon,
dass er an einer Hand mit Schwester Grit durch den Flur geht spazieren.

Sascha lernt laufen. Er strengt sich an,
weil Schwester Grit ihn dann kuschelt und streichelt.
Sie ist so lieb und lobt ihn oft.
Jetzt müssen sie mit der anderen Hand üben.
Nach vierzig Wochen ist es soweit:
Sascha geht zum ersten Mal sieben Schritte allein durch das Zimmer.

Doch im September wird Sascha krank.
Vier Wochen Bettruhe, dann wieder üben.
Sascha fällt häufig, alles verlernt.
Wieder beginnt Schritt für Schritt jede Übung.
Lob und Geduld, Küsse und Fleiß
und im Dezember geht Sascha dann wieder vier Schritte alleine.

Sascha lernt laufen. Er hat ein Ziel.
Selbstständig loslaufen üben sie täglich.
Aber im Sommer, sagt Schwester Grit,
möchte sie, dass er allein vor das Haus geht.
Denn im August hat sie Geburtstag
und Sascha will ihr die Freude bereiten und selbst Blumen pflücken.

 

Gedicht 

Du bist anders als die anderen...
                 doch niemand versteht dich so wie ich...

du lachst anders als die anderen...
                 doch niemand hört es so gern wie ich...

du kannst nicht sprechen wie die anderen...
                 doch niemand versteht dich so wie ich... 

du kannst nicht laufen wie die anderen...
                 doch niemand trägt dich so gern wie ich.

Tausend Dinge könnt ich hier schreiben...
                 doch eines nur ist wichtig für mich:
                 Du bist ein Teil von mir! Mein ich! 

Viele bedauern dich, mein Kind...
                 doch nur, weil sie so unwissend sind...

du bist anders als die anderen...
                 Du bist ein ganz besonderes Kind !!!

(Autor unbekannt)

Gedicht 

Weißt du wie es ist, wenn du anders bist?
Wenn etwas fehlt, etwas stört, nicht der Norm entspricht!

Weißt du wie es ist, wenn du anders bist?
Wenn and ´re schau ´n, sich nicht trau ´n, dich zu berühren.

Genieß dein Glück so zu sein wie die Andern sind,
hast du ´s erkannt, nimm meine Hand
und sei mir nah.
*
Weißt du wie es ist, wenn es ganz still ist?
Wenn der Wind an deinem Ohr stumm vorüber zieht.

Weißt du wie es ist, wenn es ganz still ist?
Wenn kein Vogel für dich singt, keine Freude bringt.

Genieß dein Glück so zu hör ´n, wie die Andern hör´ n,
hast du ´s erkannt, nimm meine Hand
und sei mir nah.
*
Weißt du wie es ist, wenn es dunkel ist?
Wenn die Sonne sich nie zeigt, niemals Wege weist.

Weißt du wie es ist, wenn es dunkel ist?
Keine Farbe zu dir dringt, niemand Licht dir bringt.

Genieß dein Glück so zu seh ´n, wie die Andern seh ´n,
hast du ´s erkannt, nimm meine Hand
und sei mir nah.
*
Weißt du wie es ist, wenn die Seele brennt?
Dich was fesselt, dich was quält, immer traurig macht.

Weißt du wie es ist, wenn die Seele brennt?
Wenn es dich bedrückt, wie verrückt, nicht von dir weicht.

Genieß dein Glück so zu sein, wie die Andern sind.
Hast du ´s erkannt, nimm meine Hand
und sei mir nah.


(Autor unbekannt)

GESCHICHTEN


Die Spezialmutter

von Erna Bombeck

Die meisten Frauen werden durch Zufall Mutter, manche freiwillig, einige unter gesellschaftlichem Druck und ein paar aus reiner Gewohnheit. Dieses Jahr werden 100.000 Frauen Mütter behinderter Kinder werden. Haben Sie sich schon einmal darüber Gedanken gemacht, nach welchen Gesichtspunkten die Mütter behinderter Kinder ausgewählt werden?

Ich stelle mir Gott vor, wie er über der Erde schwebt und sich die Werkzeuge der Arterhaltung mit größter Sorgfalt und Überlegung aussucht. Er beobachtet genau und diktiert dann seinem Engel ins riesige Hauptbuch.
"Armstrong, Beth: Sohn. Schutzheiliger: Matthias.
Forest, Magerie: Tochter. Schutzheilige: Cäcilie.
Rutlegde, Carrie: Zwillinge. Schutzheiliger? Gebt Ihr Gerad, der ist es gewohnt, daß geflucht wird."
Schließlich nennt er einem Engel einen Namen und sagt lächelnd: "Der gebe ich ein behindertes Kind."
Der Engel wird neugierig: "Warum gerade ihr, oh Herr? Sie ist doch so glücklich." "Eben deswegen", sagt Gott lächelnd. "Kann ich einem behinderten Kind eine Mutter geben, die das Lachen nicht kennt? Das wäre grausam."
"Aber hat sie denn die nötige Geduld?" fragt der Engel.
"Ich will nicht, daß sie zuviel Geduld hat, sonst ertrinkt sie in einem Meer von Selbstmitleid und Verzweiflung. Wenn der anfängliche Schock überwunden und der Zorn verklungen ist, wird sie es tadellos schaffen. Ich habe sie heute beobachtet. Sie hat Sinn für Selbständigkeit und Unabhängigkeit, die bei Müttern so selten und nötig sind. Verstehst du: das Kind, das ich ihr schenken werde, wird in seiner eigenen Welt leben. Und sie muß es zwingen, in der ihren zu leben, das wird nicht leicht werden."
"Aber Herr, soviel ich weiß, glaubt sie nicht einmal an dich." Gott lächelt.
"Das macht nichts, das geht schon in Ordnung. Nein, sie ist hervorragend geeignet. Sie hat genügend Egoismus. "
Der Engel ringt nach Luft. "Egoismus? Ist das denn eine Tugend?"
Gott nickt." Wenn sie sich nicht gelegentlich von ihrem Kind trennen kann, wird sie das alles nicht überstehen. Diese Frau ist es, die ich mit einem nicht vollkommenen Kind beschenken werde. Sie weiß es zwar noch nicht, aber sie ist zu beneiden. Nie wird sie ein gesprochenes Wort als etwas Selbstverständliches hinnehmen. Nie einen Schritt für etwas Alltägliches. Wenn ihr Kind zum ersten Mal Mama sagt, wird ihr klar sein, daß sie ein Wunder erlebt. Wenn sie ihrem Kind einen Baum, einen Sonnenuntergang schildert, wird sie ihn so sehen, wie nur wenige Menschen meiner Schöpfung ihn jemals sehen. Ich werde ihr erlauben, alles deutlich zu erkennen, was auch ich erkenne. - Unwissenheit, Grausamkeit, Vorurteile-, und ich werde ihr erlauben, sich darüber zu erheben. Sie wird niemals allein sein. Ich werde bei ihr sein, jeden Tag ihres Lebens, jede einzelne Minute, weil sie meine Arbeit eben so sicher tut, als sei sie hier neben mir."

"Und was bekommt sie für einen Schutzheiligen?" fragt der Engel mit gezückter Feder. Da lächelt Gott. " Ein Spiegel wird genügen."

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Wie ist es, ein behindertes Kind zu haben?

Willkommen in Holland

von Emily Pearl Kingsley

Ich werde oft gebeten zu schildern, wie es ist, wenn man ein behindertes Kind großzieht. Ich versuche dann, den Menschen diese einzigartige Erfahrung deutlich zu machen. Es ist etwa so… Wenn Sie bald ein Baby bekommen, ist das so, als planten Sie eine tolle Urlaubsreise - nach Italien. Sie kaufen einen Stapel Reiseführer und machen herrliche Pläne. Das Kolosseum. Der David des Michelangelo Die Gondeln in Venedig. Vielleicht lernen Sie einige nützliche Standardformulierungen auf italienisch Das ist alles sehr aufregend. Nach Monaten gespannter Erwartung ist der Tag schließlich da. Sie packen Ihre Taschen und es geht los. Mehrere Stunden später landet das Flugzeug Die Stewardess kommt herein und sagt: “Willkommen in Holland” “Holland”?, sagen Sie?. “Was meinen Sie mit Holland? Ich habe für Italien gebucht! Ich müsste doch eigentlich in Italien sein. Mein ganzes Leben träum ich schon von einer Italienreise.” Aber der Flugplan wurde geändert. Jetzt sind Sie in Holland gelandet und genau hier müssen Sie bleiben. Das Entscheidende ist, dass man Sie nicht zu einem schrecklichen, ekelhaften, dreckigen Ort voller Pestilenz, Hungersnot und Krankheit gebracht hat. Es ist einfach ein anderer Ort. Also müssen Sie los und neue Führer kaufen. Und Sie müssen eine ganz neue Sprache lernen. Und Sie werden einen ganz neuen Kreis von Personen kennen lernen, denen Sie sonst nie begegnet wären. Es ist einfach ein anderer Ort. Er ist weniger rasant als Italien, weniger knallig. Aber wenn Sie erst mal eine Zeit lang da sind und wieder zu Atem kommen, sehen Sie sich um… und Sie beginnen zu bemerken, dass Holland Windmühlen hat… und Tulpen… Holland hat sogar Rembrandts. Aber jeder den Sie kennen, ist damit beschäftigt aus Italien heimzureisen oder hinzureisen… und sie prahlen damit, wie wundervoll sie sich dort amüsierten. Und ihr restliches Leben lang werden Sie sagen: “ Ja, genau dorthin hätte ich eigentlich reisen sollen. Genau das hatte ich geplant.” Und der damit verbundene Schmerz wird nie und nimmermehr vergehen… weil der Verlust dieses Traums ein sehr, sehr bedeutsamer Verlust ist. Aber… wenn Sie ihr Leben damit verbringen, die Tatsache zu betrauern, dass Sie nicht nach Italien gekommen sind, werden Sie sich möglicherweise nie uneingeschränkt und unbefangen an den sehr besonderen, den sehr schönen Dingen erfreuen, die… Holland zu bieten hat.

MEiNE GEDANKEN, GEDICHTE UND GESCHICHTEN

Mein Sonnenschein

Du strahlst mich auf deine ganz besondere Weise an,

die leider nicht jeder sehen kann.

Dein Lächeln ist ein Geschenk, was man sich verdienen muss,

doch kann man es sehen, ist es schöner als jeder andere Gruß.

Was du magst und was nicht, das kann man gut sehen,

man muss jedoch erst lernen dich zu verstehen.

Wer das will, braucht keine Worte auch Denken braucht er nicht,

es braucht viel Liebe, Geduld, Vertrauen und eine andere, fast magische Sicht.

Viele Menschen sagen mir, du kannst nicht viel und lernen tust du nichts mehr,

es tut mir leid, aber die sind dann wohl taub und blind oder im Herzen ganz leer.

Du lernst jeden Tag soviel und bringst mir noch viel mehr bei,

das reden der anderen ist uns dann ganz einerlei.

Mitleidig schauen Fremde uns oft an,

sie verstehen nicht, wie man in unserer Situation wohl noch lachen kann.

Mein kleiner Sonnenschein ich lache für dich,

unser Leben ist nicht immer leicht, aber wunderschön, denn ich liebe dich.

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Ich danke dir

Ich danke dir,
dafür dass du bei mir bist und mir die Welt auf deine Weise zeigst.
dafür dass du mir Dinge zeigst, die andere Mütter nie sehen werden.
dafür dass du mein Leben auseinander nimmst und mir zeigst, was wichtig ist im Leben.
dafür dass du mir bewiesen hast, dass nicht alles nach Plan funktionieren kann.

Ich danke dir,
für das große Glücksgefühl dich lächeln zu sehen.
für die Einsichten, die ich durch dich gewonnen habe.
für die große Liebe, die uns verbindet.
für jeden einzelnen Tag mit dir


 

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Die Anderen


Sie sehen nur eine Frau mit einem behinderten Kind,
doch sehen sie auch, wie glücklich wir sind.
In ihren Köpfen, man kann es gut sehen,
können sie unser Glück wohl niemals verstehen.

Vielleicht denken Sie auch das arme Kind,
es sollte nicht so leben, denn es ist nicht so, wie andere es sind.
Oder sie denken wohl auch, die arme Frau,
ihr Leben ist schrecklich, das weiß ich genau.

Doch ihr dürft nicht entscheiden, was schön ist, was schlecht,
dazu fehlt euch das Wissen, dazu habt ihr kein Recht.
Woher wollt ihr wissen, wie glücklich wir sind
und das vielleicht gerade wegen diesem ganz einzigartigen Kind!

Ihr seht nur die Tränen, den Schmerz und das Leiden,
ihr habt Recht diese Gefühle lassen sich nicht immer vermeiden.
Doch seht auch die Liebe, die Hoffnung und das Glück,
versucht zu Verstehen, nur ein ganz kleines Stück.

Seht wie das Kind auf seine Weise lacht.
Seht wie das Leben ihm soviel Freude macht.
Seht seine Zufriedenheit, seinen Bewegungsdrang, seine Lust zum Leben,
dann werdet ihr erkennen, ihr braucht ihm kein Mitleid zu geben.

Schaut euch auch die Mutter genauer an,
wie sie es hält, herzt, liebt und auch noch lachen kann.
Sie ist Mutter und stolz auf ihr Kind,
eben so stolz, wie Mütter es auf ihre Kinder sind.

Das Kind ist meine Tochter, mein Sonnenschein,
ohne sie würde mein Leben nur noch sinnlos sein.
Ihr Leben ist nicht einfach, doch schlechter ist es deshalb nicht.
Aus diesem Kind strahlt Lebenslicht.

Ihr Anderen seid ganz anders als wir es sind,
aber ihr redet, singt und spielt auch nicht viel anders mit eurem Kind,
ihr liebt es, seid stolz und für euch ist es das schönste Geschenk,
warum meint ihr, dass ich anders über meine Tochter denk?

Unser kleines Glück 

Hast unsere Welt auf den Kopf gestellt.

Wirbelst unsere Gefühle durcheinander!

Doch wenn dein Blick mich trifft - Hoffnung keimt.

Eine flüchtige, zärtliche Berührung deiner Hand - Glück verbreitet.

Wenn dein Mund sich formt und ein Laut entspringt - ein Lächeln auf mein Gesicht zaubert.

Wenn dein Beinchen stuppst - den Schalk in mir weckst.

Dein Näschen sich rümpft - Fragen aufwirbelt.

Meiner Stimme du lauschst - die Phantasie sich regt.

Wenn dein Gesichtchen meine Nähe sucht - unendliche Liebe sich verbreitet.

Meine Arme deinen kleinen Körper umschließen - mich Ruhe durchfließt.

Welch glückliche Momente!

(geschrieben von unserer lieben Omi)

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